Haimburg

  • Burgruine, reichsstädtischer Amtssitz von 1504 bis 1521
  • Gemeinde Berg
  • Landkreis Neumarkt i.d. OPf.

Die Haimburg scheint in der schriftlichen Überlieferung noch vor dem Untergang des staufischen Kaiserhauses auf. Burg und Amt waren an ein Reichsministeria­lengeschlecht verliehen, das mit Petrissa, verheiratet mit einem Reichsministerialen von Henfenfeld [vgl. Henfenfeld], 1235 erstmals namentlich genannt wird. Ihr Verwandter Heinrich von Haimburg wurde im März 1239 im Nürnberger Franziskanerkloster beerdigt. 1247 wurde die Burg in einer Urkunde bezeugt, die besonders eindrücklich zeigt, wie dramatisch auch in dieser Region der Machtkampf zwischen der staufischen und der stauferfeindlichen Partei verlief. Der Gegenkönig Heinrich Raspe selbst stellte aus Dankbarkeit seinem regionalen Parteigänger Gottfried von Sulzbürg die Belehnung mit der Haimburg oder Adelenburg in Aussicht. Dies macht deutlich, dass die Haimburger offenbar zunächst staufertreu geblieben waren und ihnen die Reichsburg entzogen werden sollte. Dass die Belehnung des Sulzbürgers wirklich erfolgte, ist allerdings wenig wahrscheinlich.

Dass die Haimburger zu den vornehmsten Vertretern der ostfränkischen Reichsministerialität gezählt haben, wird auch bei ihren Konnubien sichtbar. Der letzte des Geschlechtes hinterließ nur Töchter, die sich mit Männern aus einflussreichen Familien vermählten. Eine Tochter, Sophia, heiratete vor 1262 Heinrich d. J. von Stein,  den Sohn des gleichnamigen Nürnberger Reichsbutiglers. Mit der so gewonnenen Burg begründete der jüngere Steiner eine eigene Linie des berühmten Reichsministerialengeschlechts [vgl. Steinbühl I]. Dass er sich daraufhin Heinrich von Haimburg nannte, entsprach dem im 13. Jahrhundert noch üblichen Brauch, sich nach dem jeweiligen Sitz zu nennen.

Nach dem Tod des ersten Steiners auf der Haimburg 1309 übernahm sein gleichnamiger Sohn das Erbe. Er wurde 1333 im Nürnberger Franziskanerkloster zu Grabe getragen. Mit dem dritten Heinrich von Stein-Haimburg, der auch zeitweise als herzoglich-bayerischer Viztum amtierte, starb diese Linie schließlich um 1362 aus. Über die weitere Geschichte der Burg finden sich widersprüchliche Hinweise. Nach Gustav Voit soll die Burg an den Vetter Heinrich von Stein zu Niedersulzbürg und zwei weitere Verwandte gefallen sein. Pfälzische Quellen nennen jedoch einen jüngeren Heinrich und Konrad von Haimburg sowie ihren Verwandten Hermann von Stein-Breitenstein. Dass diese neuen Besitzer ihre Burg 1362 dem Kaiser als böhmisches Lehen auftrugen, macht deutlich, wie sehr sie wohl angesichts der böhmischen und pfalzgräflichen Machtpolitik unter Druck geraten waren. Noch 1362 stellte Karl IV. einen Schutzbrief für seine neuen Lehensleute auf der Haimburg aus. Sie empfingen nur das Mannlehen, was eine weibliche Erbfolge ausschloss, und mussten dem Kaiser außerdem das Öffnungsrecht, demnach das militärische Nutzungsrecht im Kriegsfall, einräumen.

Vermutlich kam es nur sehr kurze Zeit darauf zum Verkauf der Haimburg an Heinrich von Wildenstein, der für 1366 als (Mit-)Besitzer der Haimburg genannt wird. 1369 veräußerte dieser seinen Anteil für 1200 Pfund Haller an Heinrich von Stein zu Niedersulzbürg. Heinrich von Stein wurde daraufhin von der Krone Böhmen belehnt und im Februar 1370 vom Kaiser in ganz besonderer Weise privilegiert, indem ihm erlaubt wurde, das Dorf Sindlbach unterhalb der Haimburg zu einer Stadt zu machen, die sogar mit den gleichen Gerichts- und Wochenmarktrechten ausgestattet sein sollte wie die Stadt Sulzbach, die bedeutendste Stadt Neuböhmens.

Heinrich von Stein zu Niedersulzbürg verstarb schon kurze Zeit später. Das Lehen fiel daraufhin an seinen Vetter Hilpolt III. von Stein, der 1371 vom böhmischen König Wenzel belehnt wurde, wobei man in der Urkunde die Bedeutung der Burg als Sitz von Hochgerichtsbarkeit und Herrschaft über die dazugehörigen Dörfer und Untertanen betonte. Hilpolt III. von Stein hinterließ nach dem frühen Tod seines gleichnamigen Sohnes nur Töchter, sodass 1385 die Schwiegersöhne, Schwigger von Gundelfingen, Hilpolt von Hohenfels und Martin Förtsch von Thurnau, gemeinschaftlich an die Feste kamen. Nach einer Erbeinigung fiel die Haimburg 1385 an Martin und Anna Förtsch von Thurnau, die sie dann 1388 mit Zustimmung König Wenzels für 5.300 Gulden an Pfalzgraf Ruprecht d.Ä. veräußerten. Damit begann die Zeit der pfälzischen Wittelsbacher auf der Haimburg, wo nun ein pfälzisches Pflegamt eingerichtet wurde. Dabei soll sein Bezirk über den angestammten Hochgerichtssprengel um die Burg mit dem des alten staufischen Amtes Berngau und einem Teil des Amtes Troßberg vereinigt worden sein. Der Besitz der Feste stellte sich für die Pfalzgrafschaft als sehr vorteilhaft bei einer bald folgenden Expansion heraus, als sie 1395 vom Burggrafen von Nürnberg die große Hofmark Altdorf kaufte.

Bei der pfälzischen Landesteilung unter den Söhnen König Ruprechts I. 1410 wurde die Haimburg der Neumarkter Linie zugesprochen. Unter Pfalzgraf Johann von Neumarkt, dem Stifter des zu Füßen der Burg gelegenen Klosters Gnadenberg, soll diese um 1434 zu einem Jagdschloss ausgebaut worden sein. Der erhaltene Ruinenbestand macht deutlich, dass es im 15. Jahrhundert wahrscheinlich zu einem sehr weitgehenden Neubau gekommen sein muss, bei dem wohl nur sehr geringe hochmittelalterliche Reste integriert wurden. In einigen noch erhaltenen Mauerschalen sitzen Buckelquader der staufischen Zeit und ältere Handquader vermutlich meist als Spolien im spätgotischen Mauerverband. Der erhebliche bauliche Aufwand des 15. Jahrhunderts steht offensichtlich in engem Zusammenhang mit der Nähe der Haimburg zur pfalzgräflichen Residenz Neumarkt sowie zum Kloster Gnadenberg. Die Bedeutung, die der Haimburg durch Pfalzgraf Johann zugemessen wurde, wird schon dadurch deutlich, dass sie lange aus dem Reigen der zahlreichen Verpfändungen herausgehalten wurde. Als Bollwerk gegen die Interessen Nürnbergs blieb sie trotz der erheblichen Verschuldung des Fürsten, nicht zuletzt als Folge der Hussitenkriege, landesfürstlich. Erst Pfalzgraf Otto II. von Pfalz-Mosbach-Neumarkt hat die Burg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kurzzeitig versetzt.

Die Burg gehörte schließlich zu den pfälzischen Ämtern, die Nürnberg im Landshuter Erbfolgekrieg besetzte, wobei die Haimburg selbst am 8. Juli 1504 erobert worden ist. Man ließ eine 18-köpfige Besatzung auf der Burg, die sich jedoch unerlaubt entfernte. Etwas vorschnell gab der Rat daraufhin die Burg zur Plünderung und Inbrandsetzung frei. Als die Reichsstadt wenig später doch noch mit der dauerhaften Inbesitznahme rechnete, musste die Burg 1505 „nit ohne großen Costen“ in Stand gesetzt und ein reichsstädtisches Pflegamt Haimburg eingerichtet werden. Für die Pfalzgrafen war der Verlust der Burg schon aufgrund ihrer strategischen Lage auf Dauer nicht hinzunehmen. Jahrelang stritt und verhandelte man mit der Reichsstadt um eine Rückgabe von Burg und Amt. Noch 1518 verweigerte die Reichsstadt die Herausgabe mit einem Hinweis auf die Schutzfunktion der Burg für die Stadt Altdorf, deren Verbleib bei Nürnberg bereits gesichert war. Erst Ende 1521 zeichnete sich bei den Verhandlungen die Rückgabe der Haimburg ab. 1522 fiel sie wieder an die Pfalz zurück und wurde abermals Sitz eines pfalzgräflichen Pflegamtes mit allen fiskalischen und gerichtlichen Aufgaben.

Nach dem Untergang der Kurpfalz mit der Schlacht am Weißen Berg 1620 und der bayerischen Annexion der Oberen Pfalz wurden Burg und Amt bayerisch besetzt. Am 12. August 1632 wurde die Haimburg dann von der schwedischen Armee eingenommen und zeitweise mit einer Besatzung versehen. Bereits 1634/35 war die Haimburg wieder bayerisch. Die zumindest zeitweise auf der Feste stationierten bayerischen Truppen suchten in den 1630-er Jahren von der Haimburg aus den Süden des reichsstädtischen Territoriums heim. Deutlich wird dies beispielhaft beim Kidnapping des Prethalmüllers, der maßgeblich die Stadt Altdorf mit Mehl versorgte, bei der Ermordung der reichsstädtischen Schutzmannschaft auf der Mühle und bei den bezeugten Plünderungseinfällen ins Nürnberger Amt Engelthal. Nachdem die Burg die erste Eroberung 1632 mit vermutlich eher harmlosen Schäden überstanden hatte, wurde sie noch im letzten Kriegsjahr 1648 von schwedischen Truppen in Brand gesteckt.

Die Haimburg wurde nicht wieder in Stand gesetzt und der Amtsbezirk mit dem Amt Pfaffenhofen zusammengelegt. Eine gewisse Übung besaßen die Behörden bereits: Schon 1635 war der Pfaffenhofener Pfleger Reitmeier in Personalunion auch zum Pfleger des Amtes Haimburg bestellt worden. Als landesherrschaftlicher Beamter blieb nur der Amtsknecht in Haimburg, für den im 17. Jahrhundert ein Amtshaus errichtet wurde. Seit dieser Zeit ist die Burg dem Verfall preisgegeben, der im 20. Jahrhundert gravierend voranschritt. Der in Resten noch aufragende Rundturm in der Nordostecke des Gevierts soll zwischen 1934 und 1940 eingestürzt sein. Gerundete Werksteine der Außenschale sollen noch 1949 im Burggraben gelegen haben. Heute sind sie nicht mehr vorhanden. Die noch immer sehr imposante und landesgeschichtlich bedeutende Burgruine ist heute in einem sehr schlechten Zustand, sodass mit weiteren Abgängen aufgehenden Mauerwerks zu rechnen ist.

Quellen

StAAm Amt Pfaffenhofen Nr. 95. OPf. Registraturbücher Nr. 13, fol. 179-186; Nr. 15; Nr. 16, fol. 308; Nr. 22, fol. 66, 180, 182; Nr. 23, fol. 45; Nr. 25, fol. 126.

Böhmisches Salbuch, S. 26, 35, 115.

Müllner III, S. 297.

NUB Nr. 335, 506a, 598, 744.

Reg. Boica Bd. 2, S. 382. Bd. 9, S. 231.

Reg. Imp. Bd. VIII, Nr. 4812. Bd. XIV/4, Nr. 18936.

Literatur

HAB, Teil Altbayern. Heft 25: Neumarkt. Bearb. Bernhard Heinloth. München 1967.

Hofmann, Hanns Hubert / Schuhmann, Günther: Franken in alten Ansichten und Schilderungen. Konstanz 1967, S. 247 mit Bleistiftzeichnung des C.J.W.C.J. Haller von Hallerstein von 1794.

KDM Neumarkt, S. 121-124, mit Grundriss und Radierung von A. W. Küffner von 1803.

Oetter, Samuel, Wilhelm: Todenkalender des ehemaligen Franziskanerklosters zu Nürnberg vom Jahre 1228 angefangen ... Nürnberg 1753, S. 45, 53.

Voit, Pegnitz, S. 94-104.


Abbildung

Romantische Ruinenansicht mit Turm, Aquatinta-Radierung von Georg Adam von etwa 1803 (StadtA Lauf)

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