Heroldsberg III

  • Herrensitz, „Rotes Schloss“
  • Oberer Markt
  • Markt Heroldsberg
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Das Rote Schloss wurde in den Jahren vor 1487 durch Martin III. Geuder (1455–1532) „auff des Kunz Schäfers Erb“ errichtet. 1487 sagte Geuder der Reichsstadt Nürnberg zu, sein Haus, wie es mit „Gräben, Zäunen und Mauern umfangen“, nur an einen Nürnberger Bürger zu veräußern. 1510 zeichnete Albrecht Dürer, Freund Martin Geuders, aus einem Fenster des Roten Schlosses den Ausblick auf die Kirche und das Grüne Schloss [vgl. Heroldsberg I]. Durch Tausch wurde das reichslehnbare Schloss 1489 freies Eigen. Martin Geuders Enkel Julius (gestorben 1594) ließ das im Markgrafenkrieg 1552 zerstörte Schloss um 1589 neu errichten. Das offenbar vom alten Bau übernommene Erdgeschoss weist Buckelquader mit Randschlag und teilweise noch Schießscharten auf, die Obergeschosse sind davon durch ein umlaufendes Kehlgesims abgesetzt.

Durch die Heirat von Julius Geuders Tochter Maria Magdalena 1591 gelangte das Rote Schloss an Seyfried Pfinzing [vgl. Heuchling, Weigelshof] und 1617 an die nach ihm benannte Wohltätigkeitsstiftung. Beschädigungen während des Dreißigjährigen Krieges wurden bald nach 1648 behoben. Eine Abbildung Johann Alexander Boeners aus dem Jahr 1708 zeigt uns den Herrensitz kurz vor den 1711 begonnenen Umbauten. Die drei Geschosse mit jeweils vier Fensterachsen waren mit einem hohen Walmdach mit einem Mittelerker eingedeckt; über einen an der Nordwestecke angebauten, über das Dach hinaus führenden Turm wurden die oberen Stockwerke erschlossen.

Nach dem Rückerwerb des Schlosses von den Pfinzing ließ Karl Benedikt Geuder umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen durchführen, an die der Torbogen mit der Jahreszahl 1711 erinnert. Vermutlich gehen die Dacherker mit den gesprengten Giebeln auf diesen Umbau zurück. Das zweite Stockwerk stattete der aus Lugano stammende Meister Donato Polli (1663–1738) mit Stuckdecken im Stil des Barock aus, während im darunterliegenden „großen Saal“ die wertvollen Holzvertäfelungen der Renaissance erhalten blieben. Auf Karl Benedikt Geuder geht auch die barocke Neugestaltung des Gartens zurück, die sich mit ihrer Umfassungsmauer, dem Sandsteintor mit dem verwitterten Geuderwappen und dem Schlossweiher weitgehend bis heute erhalten hat. Der östlich des Schlosses gelegene, lang gestreckte Vorhof ist zu beiden Seiten von ehemaligen Gesindehäusern eingerahmt. In ihm haben sich weiter eine angeblich schon 1539 erbaute Scheune, ein Backofen und ein Ziehbrunnen erhalten.

1962 besaß der Geuderenkel Dr. Roland Brunel das Schloss, danach seine Witwe Dr. Erika Brunel-Geuder, heute ihr Sohn Roland Brunel-Geuder. Die Familie Brunel-Geuder hat das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: In den Sommermonaten veranstaltet der Kulturverein des Ortes Heroldsberg gelegentlich Konzerte im Schlosshof.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Urk. des 7-farbigen Alphabets Nr. 3612.

Literatur


Brunel-Geuder, Eberhard: Heroldsberg. Geschichte einer Marktgemeinde. Heroldsberg 1990, S. 32 f, 36, 55.

Brunel-Geuder, Eberhard / Alberti, Volker: Die Geuder-Rabensteiner und das Weiße Schloss zu Heroldsberg. Heroldsberg 2002, S. 58.

KDM Erlangen, S. 123 f.

Ruthrof, Renaissance, S. 83.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 821.


Abbildung

Blick vom Schlossweiher auf das „Rote Schloss“ mit Gartenterrassen. Reproduktion nach Zeichnung um 1860/70 (HallerA)

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