Hirschbach

  • Herrensitz, „Hammerschloss“
  • Haus Nr. 32
  • Gemeinde Hirschbach
  • Landkreis Amberg-Sulzbach


Die Entstehung des Herrensitzes bei dem schon für das 14. Jahrhundert nachweisbaren Hammerwerk Oberhirschbach ist noch nicht geklärt. In der oberpfälzischen Hammereinung von 1387 erscheint der Hammer im Besitz des Conradt Suntleuttner. Möglicherweise bestand das Weiherhaus in der Gestalt eines mit einem breiten Wassergraben gesicherten Wohnturms bereits zu dieser Zeit. Angeblich schon vor 1424, also bevor er den Hammer Rothenbruck kaufte [vgl. Rothenbruck], erwarb der Sulzbacher Montanunternehmer Erasmus Sauerzapf den Hammer Hirschbach, den er 1442 an seinen in gleicher Weise tätigen Verwandten Jacob Sauerzapf veräußerte.

Im Ersten Markgrafenkrieg wurde der Hammer am 23. Juni 1450 von Nürnberger Fußsoldaten eingenommen und ausgebrannt. Der geschädigte Hammerherr Jacob Sauerzapf überstand auch diese Zeit und bekam 1460 die niedere Gerichtsbarkeit über die auf dem Hammergut Oberhirschbach lebenden Untertanen verliehen. Auf diese Privilegierung stützten die nachfolgenden Inhaber ihren Anspruch auf die Hofmarksgerechtigkeit. Bereits 1458 hatte Sauerzapff die Erlaubnis erwirkt, Messen in seiner von ihm erbauten Schlosskapelle lesen lassen zu dürfen, weil ihm der Weg zur Pfarrkirche nach Eschenbach zu weit war.

1472 übergab er Hirschbach seinem Sohn Erasmus Sauerzapf; dieser veräußerte das Hammergut 1491 mit dem Herrensitz und der Kapelle an den Nürnberger Bürger Sebolt Peringsdorfer und dessen Schwiegersohn Jobst II. Haller. Nun soll auf dem Hammer ein Kupfersaigerwerk eingerichtet worden sein. Beide hatten zu dieser Zeit dem Hammerherrn Jörg Petz von Lauf auch die nahe Burg Hauseck abgekauft [vgl. Hauseck]. In der Fehde des Christoph von Giech gegen die Reichsstadt Nürnberg wurde das Hüttenwerk „mitsambt dem burgershaus“ 1499 eingeäschert. Dass der Sitz mit dem Werk 1504 (wieder) bestand und in Nürnberger Händen war, ergibt sich aus der Erkundung der Landschaft um Nürnberg, die der Rat vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges durchführen ließ. Jobst Haller starb 1505; sein gleichnamiger Sohn blieb auch nach seinem Verkauf der Burg Hauseck im Besitz des Hammers in Oberhirschbach „mit graben, zwingern und mit der hamerhütten“; den Hammer „wie er mit der Mauer umfangen“ (nicht aber das Herrenhaus) verpachtete er 1520 an Georg Pfinzing zu Haunritz. 1524 ließ er sich die Gerichtsrechte noch einmal bestätigen, die jedoch nach den vertraglichen Regelungen zwischen der Pfalz und Nürnberg 1529 an das neue reichsstädtische Pflegamt Velden abgetreten wurden. Nur ein Mühlenanwesen wurde herausgenommen und war der pfalz-sulzbachischen Gerichtsbarkeit unterworfen, weil es jenseits des anerkannten Grenzbaches lag.

Nach den Aufzeichnungen des Nürnberger Chronisten Johannes Müllner folgten auf Jobst Haller als Besitzer weitere Nürnberger Geschlechter, die im Montangeschäft aktiv waren, zunächst der 1482 geborene Hanns III. Ebner, eines der bedeutendsten Mitglieder des alten Nürnberger Geschlechts. Dieser hatte bereits 1508 von den Harsdorfern Eschenbach erheiratet, war 1529 im Besitz von Hirschbach und übernahm 1530 das Monopol im böhmischen Kupfergeschäft, sodass zeitweise die gesamte Kupfereinfuhr aus Böhmen nach Enzendorf und Hirschbach geliefert wurde [vgl. Enzendorf, Eschenbach, Hartenstein]. Im Zweiten Markgrafenkrieg steckten die markgräflichen Söldner den Sitz mit dem Hammerwerk am 27. Mai 1552, am selben Tag wie die Burg Hauseck, in Brand. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand wohl um 1560 die noch heute bestehende wohnturmartige Konstruktion mit den Fachwerkobergeschossen auf dem älteren massiven Sockelgeschoss.

Auf die zuletzt verschuldeten Ebner folgte als Besitzer um 1585 ihr Gläubiger Georg Meindel, der schon 1587 mit einem Nachbarn über eine neu verlegte Wasserleitung stritt. 1588 legte er sich mit dem Kirchenpatron Wilhelm Ebner von Eschenbach an, weil er in der Kapelle des Hammerguts eine Bleiweißhütte eingerichtet hatte. Meindels Tochter Katharina heiratete 1597 den Nürnberger Patrizier Georg Christoph Gugel. Dieser übernahm das Hammergut 1603 von seinen Schwägern Georg d.J. und dem 1612 verstorbenen Konrad Meindel, die noch 1602 als Besitzer genannt wurden. Vor 1624 erwarb Adam Waldstromer den Besitz; 1664/66 geriet er dann an Johann Friedrich von Wimpffen, der 1668 wegen einer Unterschlagung in Nürnberg in der Turmhaft verstarb. 1699 veräußerten Georg Abraham, Johann Christoph und Johann Carl von Wimpffen den Hammerherrensitz Hirschbach an Friedrich Wilhelm Ebner von Eschenbach [vgl. Grünreuth], sodass der Sitz zum zweiten Mal an die Familie Ebner gelangt war.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelms am 3. Juni 1711 erbten die Söhne Johann Wilhelm und Jobst Wilhelm Ebner den Herrensitz. Als Johann Wilhelm schon 1723 verschied, fiel sein Erbteil an den Bruder. Jobst Wilhelm sen. verstarb erst am 5. Juli 1755 und hinterließ Hirschbach dem gleichnamigen Sohn, der jedoch jung am 20. Mai 1763 starb. 1765 gehörte Hirschbach bereits zur Hieronymus Wilhelm Ebnerischen Familienstiftung, die um 1800 von Johann Sigmund Haller von Hallerstein verwaltet wurde. Nach der gesetzlichen Aufhebung der Fideikommisse wurde das Hammergut Hirschbach mit Artelshofen 1816 dem Nürnberger Unternehmer Karl Benedikt Schwarz verkauft [vgl. Artelshofen, Henfenfeld].

1823 führte der vom bayerischen König geadelte von Schwarz das Gut Hirschbach seiner Schwarzschen Familienstiftung Artelshofen und Henfenfeld zu. Die Wehrmauern mit den beiden Ecktürmchen, die als Streichwehren dienen sollten, sowie der Wassergraben verschwanden bei einer Gelegenheit im 19. Jahrhundert, und die Kapelle wurde 1852 abgebrochen. Die Familie von Schwarz veräußerte den Sitz und das Hammerwerk 1878  an Georg Duschel, der den Hammer zu einer Getreidemühle umbaute. 1894 wurde der Sitz an die Familie Brunner verkauft. Im 20. Jahrhundert wurde im Herrenhaus ein Ausflugslokal „Zum Hammerschloß“ eingerichtet; entsprechende Umbauten folgten. Der Betrieb ist mittlerweile wieder geschlossen. Ein neuer Eigentümer will das einstige Weiherhaus nun einer Instandsetzung zuführen.

Quellen


StAAm Landsassen Nr. 359, 384. Pfalz-Sulzbach Regierung, Sulzbacher Akten Nr. 23/32, 77/155.

StAN Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Velden S I, L 451, Nr. 135,  Rep. 39a, fol. 64 Nr. 3, fol. 104 Nr. 4, fol. 106 Nr. 6/7. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Salbücher Nr. 64.

HallerA Besitz Jobstsche Linie, Urkunden Hirschbach 1460–1524.

Gelegenhait, Nr. 962.

Müllner II, S. 476; III, S. 177, 369, 598 f.

Literatur


Giersch, Robert: Abschied von der Ruine des Nürnberger Pflegschlosses Hauseck. In: MANL 55 (2006), Heft 1, S. 49-55.

HAB Sulzbach, S. 33.

Heinz, Walter: Was blieb vom alten Hammerort Hirschbach? Ein Kupferstich des Nürnbergers Johann Adam Delsenbach gibt Aufschluß, wieviel vom alten Ortskern noch besteht. In: Hersbrucker Zeitung Heimatbeilage 70 (2000), Nr. 25.

KDM Sulzbach, S. 36 f.

Nikol, Hans: Die Herren von Sauerzapf. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 114 (1974), S. 141 f, 144, 147 f.

Raum, Helmut: Gasthof „Goldener Hirsch“ in Hirschbach und seine Geschichte. In: MANL 35 (1986), Heft 1, S. 170 ff.

Ress, Franz Michael: Bauten, Denkmäler und Stiftungen deutscher Eisenhüttenleute. Düsseldorf 1960, S. 118 f, 126, 234, 290.

Sporhan-Krempel, Lore: Zur Geschichte der Familie Hermann von Wimpffen. In: Blätter für fränkische Familienkunde 12, Heft 2 (1984), S. 57-68.


Abbildung

Ansicht von Hammerwerk und Herrensitz Oberhirschbach mit Allianzwappen der Geschlechter Gugel und Meindel. Anonymer Kupferstich, frühes 17. Jahrhundert (StAN)

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