Hammer

  • Abgegangenes Herrenhaus (1943 zerstört)
  • Christoph-Carl-Platz 6
  • Stadt Nürnberg


Die Industriesiedlung Hammer bei Laufamholz ging am Ende des Mittelalters aus der Laufamholzer Mühle hervor. Das Anwesen war einst Reichslehen der Haller, die es im 15. Jahrhundert dem Nürnberger Bürger Conrad Cammerer als Afterlehen verliehen hatten. Spätestens Conrad Cammerer richtete hier vor 1492 ein Messinghammerwerk ein. Im frühen 16. Jahrhundert war Stephan Kanler im Besitz der Anlage, die 1532 bereits über sieben Wasserräder verfügte. Johannes Müllner erwähnt die Industriesiedlung der Familie Kanler zu Oberbürg [vgl. Oberbürg], die „ein nutzliches Messing­hammerwerk ... sambt etlichen Häusern, darinnen die Handwerksleut wohnen“, umfasste. Schon damals war die Anlage mit einer Mauer – „gleich einem kleinen Städtlein“ – geschützt.

1537 erhielt Stephan Kanler die Erlaubnis, ein „alt von holtz gepawt haws mit dreien wonungen“ abzubrechen und an derselben Stelle einen neuen, zweigeschossigen Steinbau (jedoch ohne „sondere bevestigung“) zu errichten. Im Gegenzug musste er, wie bei Herrensitzen üblich, dem Rat der Reichsstadt das Öffnungsrecht im Kriegsfall und ein Vorkaufsrecht für Nürnberger Bürger einräumen. Das Herrenhaus wurde um 1550 als stattliches sechsachsiges Gebäude dargestellt, dessen Ecken Scharwachttürmchen trugen.

Vor 1550 hatte die Familie Kanler das Werk an Michael Hübner vergeben. Er musste im Zweiten Markgrafenkrieg am 3. Juni 1552 die Zerstörung des Besitzes durch die markgräflichen Truppen hinnehmen. Um 1561 war Dr. jur. Georg Kanler Besitzer und ließ das Anwesen wieder aufbauen. Unter ihm geriet das Hammerwerk um 1570 in Konkurs und wurde 1573 von seinem Bruder Endres Kanler erworben. Der Käufer beantragte 1585 den Neubau eines Wohnhauses, weil das Herrenhaus vermutlich seit 1552 in Trümmern lag.

Auf Endres Kanler folgte noch kurz sein gleichnamiger Sohn. Nach dessen Tod 1616 erbte der Enkel des Bauherrn, Hans Thomas Kanler, der mit Anna Katharina Rieter verheiratet war. Der Hammerherr geriet spätestens um 1630 in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste noch zu Lebzeiten die Oberbürg verkaufen. Nach dem Tod des Hans Thomas Kanler nach 1631 und wohl auch Übergriffen durchziehender Soldateska stellte das Hammerwerk seinen Betrieb ein. Erst der Münzmeister Georg Nürnberger richtete 1640 auf dem herabgekommenen Anwesen wieder ein Werk, diesmal eine Schleifmühle, ein.

Gegen Ende des 30-jährigen Krieges wurde auch der Messinghammer wieder installiert. Um 1660 war der Hammer im Besitz der Brüder Hanns Christoph und Georg Lang, letzterer führte ab 1666 das Werk alleine weiter.

Bis 1681 war in Hammer wieder eine stattliche Industriesiedlung entstanden. Das Herrenhaus war von Arbeiterwohnhäusern, einem Bäckerhaus, einem Wirtshaus und den Werksanlagen wie dem Kupferhammerwerk, dem Drahtzug und der Messingsäge umgeben. 1711 erwarben die Unternehmer Magnus Gottlieb Volkamer und Dr. Carl Falkner das Werk, das nun für Generationen bis in unsere Tage in Familienbesitz blieb. 1741 waren Volkamer und sein Schwager Johann Lorenz Forster die Besitzer. Dr.  Paulus Magnus Volkamer und Karl Forster wurden als ihre Nachkommen 1793 vom Königreich Preußen belehnt, das mittlerweile die Lehnsherrschaft des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach übernommen hatte. Das Königreich Bayern anerkannte nach der Mediatisierung 1806 auch die Niedergerichtsbarkeit des Hammerherrn über die Industriesiedlung, die 1820 etwa 140 Einwohner zählte. Damit der damalige Besitzer Georg Christoph Forster die Gerichtsrechte wahrnehmen konnte, wurde er 1816 in den Adelsstand erhoben. 1827 wurde der Gerichtsherr nach dem Tod seines Bruders Alleineigentümer der Firma Hieronymus Pius Volkamers Wittib & Forster. 1848 wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben. Fast 100 Jahre später fand das im 19. Jahrhundert international bekannt gewordene Messing- und Rauschgoldwarenwerk in der Nacht vom 28. auf den 29. August 1943 durch einen Bombenangriff sein Ende. Dabei wurde auch das Herrenhaus vollständig zerstört.

Nach dem Krieg wurde das Werk nicht wieder in Stand gesetzt. Nur die 1903 begründete Stromproduktion durch das Kraftwerk Hammer wurde weiter betrieben. Nachdem die Siedlung schon 1958 in die Trinkwasserschutzzone der Stadt Nürnberg eingegliedert worden war, veräußerte Herbert von Forster den alten Familienbesitz 1977 an die städtische EWAG. Mittlerweile wurden die weniger stark beschädigten Gebäude renoviert.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 323. Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 455.

StadtAN A 1/ Nr. 1372 Mai 12, 1398 Sept. 20. E 10/21 Nr. 83 I.

Müllner I, S. 363.

Literatur


HAB Nürnberg-Fürth, S. 124.

KDM Stadt Nürnberg, S. 354.

Mulzer, Vorstädte, S. 49 f, 149 f.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 400 mit Stich von L. Schlemmer 1797.

Wittek, Ansgar: Der Nürnberger Vorort Laufamholz. Nürnberg-Laufamholz 1984, S. 115-137.

Pfeiffer, Gerhard: Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg. In: JffL 14 (1954), S. 173.


Abbildung

Darstellung des Hammerwerks mit dem Kanlerschen Herrenhaus, Ausschnitt aus der Pegnitztalkarte des Hieronymus Beheim von 1544/45 (StAN)

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